Inhalt:
        
            
        - Der Begriff "Griffon"
        
            - Der 
        Griffon als Rassebezeichnung
        
            -
        Vorgeschichte bis zur Zucht
        
            - 
        
        Die Person Korthals
        
            - 
        Rassestandard
 
  
  FCI Gruppierung:
  
  Gruppe: 7 / Vorstehhunde; 
  Sektion: 1 / Kontinentale Vorstehhunde, 1.3 Typ "Griffon";
  
  Nr.107 Griffon 'd arrêt à poil 
  dur Korthals; Französischer Rauhaariger Korthals Vorstehhund
   
  
  Die nachstehend aufgeführten Informationen 
  wurden mir freundlicher Weise
  
  von 
  Hr. Dr. met. vet. U. 
  Loss zur Veröffentlichung bereitgestellt und 
  dürfen nur
  
  mit seiner Genehmigung weitergegeben bzw. 
  verwendet werden.
   
  
  
  Der Begriff "Griffon"
  Das Wort 
  Griffon weist zum einen auf das äußere Erscheinungsbild 
  des Griffon - Vorstehhundes hin, andererseits deutet es auch auf 
  bestimmte Eigenschaften hin.  Das spanische Wort „grifo" könnte 
  als Ursprung des Begriffes anzusehen sein, da dieses Wort 
  für jemanden gebraucht wird, der zerzaustes oder verwirrtes 
  Haupthaar hat.  Aus dem Althochdeutschen kommt das Wort „grifan", 
  es bedeutet „greifen".  In der französischen Sprache  findet man 
  die Begriffe „griffe" =  Kralle, „griffoner" = kritzeln und ein „griffen" 
  ist ein ungepflegt aussehender Lümmel.  Ein „mit Krallen bewehrter 
  Greif als Wappentier" wird in der Heraldik „Griffon" genannt. 
  Schließlich bezeichnet Rabelais (1652) die Bergbewohner von 
  Savoyen, dem Piemont und den Alpen als „Griffons" um sie als 
  primitive, ungepflegte Gesellen zu kennzeichnen. 
  Ein Fabeltier mit Flügeln, Krallen und einem Löwenkopf wird als 
  „Griffon" bezeichnet. 
  
  Dementsprechend werden im englischen Sprachgebrauch 
  bestimmte Kampfflugzeuge „Griffon" genannt. Besonders 
  geländegängige, robuste Off-Road-Automobile tragen ebenfalls 
  diesen Namen und häufig bezeichnen sich Trapper oder Menschen, 
  die sich für besonders naturverbunden und ursprünglich halten 
  als „Griffons".  
   
   
  
  Der Griffon als Rassebezeichnung
  Es existieren 
  sowohl in Deutschland als auch im 
  europäischen Ausland die unterschiedlichsten als 
  Griffons bezeichneten Rassen.  Dieses führt häufig zu 
  Missdeutungen, da es weitere Griffons gibt, die mit unserem 
  Vorstehhund lediglich den Namen gemeinsam haben. 
  So gibt es in Frankreich die unterschiedlichsten oft nur 
  regional bekannten Hunderassen.  Sie haben ihren Ursprung 
  in der ehemals feudalen Gesellschaft.  Die einzelnen Adels- 
  häuser hielten sich damals große eigene Hundemeuten; 
  denn die Jagd war ausschließlich ihr Vorrecht. 
  Auf diese Weise entwickelten sich verschiedene Hunderassen 
  in großer Vielfalt.  Es gibt neben den langhaarigen „Epagneuls" 
  und den kurzhaarigen „Braques" die rauhhaarigen „Griffons". 
  Auf die Benennung der Haarvariante folgt bei der Namens- 
  gebung in Frankreich, jeweils der Name der Region bzw. 
  der Provinz, in der sich die Rasse ursprünglich entwickelte. 
  Falls in der Bezeichnung eine Größenangabe erfolgt, 
  so wird diese der Herkunftsbezeichnung vorangestellt. 
  So gibt es in Frankreich neben dem „Korthals-Griffon" 
  heute noch folgende Griffon - Rassen: 
          - 
  Griffon Vendeen (weiß-braun gefleckt) 
          - Griffon Fauve de Bretagne (harsches fahlrotes Haar) 
          - Griffon Nivernais ( graubraun) 
          - Griffon Bleu de Gascogne (grau-blau gefleckt) 
  Lediglich bei 
  den „Griffon Vendeen" gibt es auch heute noch 
  alle vier Größenschläge.  Zwei große Niederlaufhunde werden als 
  „Petit Basset" bzw. als „Grand Basset" bezeichnet. 
  Zwei normalgroße Schläge werden als „Briquet Griffon", 
  der in der Größe etwa dem "Kleinen Münsterländer" entspricht, 
  oder als „Grand Griffon", der etwas höher als die meisten 
  Vorstehrassen ist, bezeichnet.  Den „Griffon Bleu de Gascogne" 
  und den „Griffon Nivernais" gibt es nur noch in der Standard- 
  größe von etwa 60 cm Stockmaß.  Vom bretonischen Griffon 
  gibt es nur noch den kleinen Basset-Schlag. 
  Französische Griffons (außer dem  Korthals-Griffon) 
  wurden seit Jahrhunderten in kleinen oder größeren Verbänden 
  gehalten.  Streitsüchtige oder aggressive Hunde konnte man 
  dort nicht gebrauchen.  Als Meutehunde waren die Hunde gezüchtet, 
  weitläufig und selbstständig zu jagen.  Sie weisen eine 
  ausgezeichnete Nase und angeborenen Spurlaut auf. 
  Sie entsprechen in ihrem Verwendungszweck eher den 
  deutschen Stöberhunden, wie z.B. dem "Deutschen Wachtel". 
  Da diese Hunde als Spezialisten gezüchtet sind, kann man 
  von ihnen nicht erwarten, andere Aufgaben zu erfüllen als die, 
  auf die sie im Laufe der Jahrhunderte selektiert wurden. 
  Das Apportieren liegt ihnen von Natur aus nicht besonders. 
  Im Gegensatz zum „Korthals-Griffon" sollten und können sie 
  daher nicht als Vollgebrauchsjagdhund angesehen werden. 
  Selbst zwei Pinscherrassen verwenden die Rassenbezeichnung 
  Griffon, es handelt sich um den „Griffon belge" und den 
  „Griffon Bruxellois".  Französische Vorstehhunde 
  mit der Bezeichnung „Griffon" werden in „Griffon a`poil dur" 
  und in „Griffon a`poil laineux" unterteilt.  Bei all diesen Rassen 
  steht die Bezeichnung Griffon für deren äußeres Erscheinungsbild, 
  es handelt sich generell um Rassen mit hartem, harschen Haar, 
  meist mit buschigen, struppigen Augenbrauen und 
  einem ausgeprägten Bart. 
   
  
  Vorgeschichte bis zur Zucht
  Rauhhaarige 
  und stockhaarige Hunde mit stark ausgeprägten Bärten gab es 
  schon seit einigen hundert Jahren.  Überall in Europa wurden sie gezüchtet,
  
  vornehmlich als Jagdhunde für verschiedene Jagdarten und verschiedene 
  geografische Gegebenheiten.  Manche wurden für die Hochwildjagd 
  gebraucht, manche für die Jagd auf Hühner oder auf Fasanen, andere wieder 
  für die Entenjagd und für die Jagd auf Hase und Kaninchen.  Es wurden 
  verschiedenste Anforderungen an diese Hunde gestellt, abhängig, ob sie im 
  Gebirge, im Feld, im Wald, im Moorgebiet oder bei Wasserjagden eingesetzt 
  wurden.  So entstanden überall in Europa im Laufe der Zeit verschiedene 
  Sorten rauhaariger Jagdhunde, mit verschiedenen Eigenschaften, 
  verschiedenen Körpermerkmalen und Behaarungen.  Sie waren bekannt 
  unter verschiedenen Namen wie „Hessischer Raubart“, „Polnischer 
  Wasserhund“, „Ungarischer Wasserhund“, „Russische Pointer“, „Barbets“, 
  „Spinone“ und „Griffons“.  Der älteste bekannte Vertreter dieser Hunde ist 
  offensichtlich der heute als „Böhmisch Rauhbart“ bezeichnete griffonartige 
  Hund, der vor allem in Tschechien, der Slowakei, aber auch in den 
  Vereinigten Staaten gezüchtet wird.  Im Archiv der Burg Karlstein exsistiert
  
  ein Brief des Lehrers Wilhelm Zajics, der im 13. Jahrhundert am damaligen 
  Hofe zu Prag den heranwachsenden, späteren deutschen Kaiser Karl IV 
  (1316-1378) unterichtete.  Der Brief lautet: „Im Jahre 1348 schenkte der 
  Imperator Karl IV dem Markgrafen Ludwig von Brandenburg eine Anzahl 
  Jagdhunde, die man am Hofe Karls als „Canis bohemicus“ bezeichnete.“ 
  Dieser in Tschechien als „Cesky Fousek“ bezeichnete Jagdhund ist offenbar 
  ein, wenn nicht der Ausgangspunkt der rauhhaarigen Jagdhunde. 
  Der Name Griffon für diese besonderen Rauhbärte ist im übrigen seit alters 
  her bekannt.  Aus alten Schriften geht hervor, dass dieser Name mindestens 
  seit vierhundert Jahren in Frankreich gebräuchlich war.  Im vorigen 
  Jahrhundert war der Name „Griffon“ nicht allein in Frankreich, sondern auch
  
  in Belgien, Elsass-Lothringen, Hessen und im Rheinland üblich. 
  In Norddeutschland und den Niederlanden war dieser Name eher nicht 
  gebräuchlich. Hier wurde für barbet- und griffonähnliche Jagdhunde 
  der Ausdruck „Rauhbärte“ oder „Langbärte“ verwendet.  Alle diese Namen 
  wurden nicht für eine bestimmte Rasse verwendet, sondern beschrieben 
  praktisch nur die Äußerlichkeiten von für die Jagd gebräuchlichen Hunden, 
  die zufällig regional entstanden waren.  In früheren Zeiten züchtete man nicht
  
  aufgrund bestimmter Rassemerkmale.  Man züchtete ausschließlich für die 
  Brauchbarkeit, indem man Hunde aus der Umgebung nahm, die sich eben 
  bei der Jagd besonders bewährt hatten.  Um das Äußerliche und um andere 
  Eigenschaften kümmerte man sich wenig.  Es war nicht bekannt, systematisch 
  und durchdacht zu züchten, um auch in der Nachkommenschaft entsprechende 
  beschriebene Charaktereigenschaften und Äußerlichkeiten zu bekommen. 
  Im vorigen Jahrhundert änderte sich diese Betrachtungsweise langsam. 
  Erst in England und danach in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts 
  auch auf dem Kontinent begann man bestimmte Typen zu beschreiben und 
  versuchte sie als Rasse zu etablieren.  In England war das berühmteste Vorbild
  
  Edward Laverack (1798-1877) mit seinen englischen Settern.  Er widmete 
  sein gesamtes Leben der Jagd und dem Züchten von konsistent vererbenden 
  Settern.  Es gelang ihm, über fünf Generationen äußerlich fast gleiche Hunde
  
  mit gleichen Charaktermerkmalen aus einem Ursprungselternpaar zu züchten. 
  Er beschrieb seine Erfahrungen in dem berühmten Buch „Der Setter“, 
  das im Jahre 1872 erschien.  Er publizierte auch die Stammbäume seiner Hunde
  
  in diesem Buch.  In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts waren 
  auch auf dem Kontinent Jagdhundliebhaber soweit, konsequent auf konsistent 
  vererbende Jagdhundrassen zu züchten.  Die bekanntesten waren 
  Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels, Kleemann, Hegewald, Bontant, Boulet und 
  Korthals - Alles Namen, die auch heute noch jedem kynologisch interessiertem
  
  Jäger bekannt sind.  Es waren Jäger und Jagdhundeliebhaber für die das 
  Züchten von Jagdhunden eine Passion war und deren Ideen auch heute noch 
  unsere Zuchten beeinflussen.  Es waren alles Menschen mit viel Geld und 
  vielen Jagdmöglichkeiten.  In dieser Zeit gab es keine Hundevereine, keine 
  Rassestandards, keine Prüfungen, keine Ausstellungen und auch 
  keine Literatur.  All diese Dinge entwickelten sich in der Zeit etwa von 
  1870 bis 1900.  Korthals sagte über diese Periode: „Wir lernten das Züchten
  
  ausschließlich durch das Züchten“.  Diese Leute waren die Wegbereiter 
  der modernen Kynologie.  Es muss festgestellt werden, dass die Kynologie 
  modernster Prägung in der Welt der Jagdhunde geboren wurde. 
  Im Jahre 1870, damals erst 19 Jahre alt, begann Korthals mit der Auslese 
  des rauhhaarigen Griffons.  Er setzte sich zum Ziel, die körperlichen und 
  wesensmäßigen Eigenschaften einiger seiner Hunde zu festigen. 
  Bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1896 im Alter von nur 44 Jahren 
  verfolgte er diese Zuchtziele mit großer Zähigkeit und Können. 
  Der „Griffon“ genannte Vorstehhund müsste eigentlich präziser als 
  „Korthals-Griffon“ bezeichnet werden.  Er wurde durch den Holländer 
  Korthals in zwölfjähriger, intensiver Zucht aus acht sogenannten Patriarchen
  
  durch strenge Selektion herausgezüchtet und wird seit 1888, dem Jahr 
  der Gründung des Griffon-Clubs in Reinzucht weitergezüchtet.  Da Korthals 
  in den Poldern von Amsterdam geboren wurde und dort auch zu jagen begann, 
  war es für ihn zeitlebens von großer Bedeutung, Hunde mit großer Wasser- 
  passion zu führen und zu züchten.  Wegen ihrer Intelligenz, Robustheit und 
  ihrer Unempfindlichkeit gegenüber Temperaturunterschieden konnten 
  die von Korthals gezüchteten Griffons zu idealen Gehilfen des Jägers werden.
  
  Sie waren widerstandfähig, hart und entwickelten sich zu dem 
  Vorstehhund 
  der Jagdpraxis in jedem Gelände und bei allen klimatischen Bedingungen.
   
  
  Die Person Korthals
  Eduard Karel 
  Korthals wurde am 16 November 1851 in Amsterdam geboren. 
  Seine Familie zog bald in das Landgut „‘t Klooster“ bei Schooten in der Nähe
  
  von Haarlem um.  Hier verlebte Korthals seine Kindheit.  Als junger Mann 
  streifte er so oft es ging durch Felder und Dünen mit einem Gewehr und 
  einen Jagdhund an der Leine.  Hier wurde er für den Rest seines Lebens 
  geprägt. 
  Er interessierte sich nur für die Jagd, Jagdhunde und die Kynologie. 
  Der Beruf seines Vaters interessierte ihn nicht.  Sein Vater hatte durch harte 
  Arbeit 
  im internationalen Handel und als Makler ein großes Vermögen erworben. 
  Man nannte ihn den „Ölkönig von Amsterdam“.  Das völlige Desinteresse 
  des jungen Korthals an den Kaufmannsaktivitäten betrübte seinen Vater sehr.
  
  Korthals-Senior übte ebenfalls ein Hobby aus.  Er züchtete Kühe und schuf hier
  
  konsistent vererbende Rassen.  Eine der von Korthals-Senior gezüchteten Rassen
  
  ist z. B. die Rasse der Lakenfelders.  Im Unterschied zu seinem Sohn achtete
  
  Vater Korthals streng auf ökonomische Gesichtpunkte bei seinen 
  Zuchtbemühungen. 
  So konnte er auch durch diese Aktivität relativ viel Geld verdienen, während 
  das 
  Hobby seines Sohnes, Jagdhunde zu züchten, immense Mittel verschlang. 
  So entstand zwischen Vater und Sohn ein immer gespannteres Verhältnis. 
  Vater Korthals nahm es seinem Sohn sehr übel, dass er nicht bereit war, 
  in seinem Familienbetrieb zu arbeiten.  Er machte seinem Sohn zum Vorwurf, 
  dass er jahrelang von ihm erwartete, ihn mit finanziellen Mitteln zu 
  unterstützen, 
  ohne sich selbst um seinen Lebensunterhalt zu kümmern.  Er lehnte es auch ab,
  
  dass sein Sohn sich stets in Kreisen wohlhabender Leute aufhielt. 
  Aber zu jener Zeit war es nur adeligen Familien und Großgrundbesitzern 
  möglich, 
  die finanziellen Voraussetzungen für die Jagd und für die Zucht von Jagdhunden
  
  aufzubringen.  Sie verfügten nicht nur über ausreichende Jagdmöglichkeiten,
  
  sie hatten auch genug Muße um sich für derartig brotlose Künste wie die Hunde-
  
  zucht zu interessieren.  Normalbürgern fehlten in der Regel die Geldmittel,
  
  um ihre kynologischen Vorstellungen zu verwirklichen.  Es kam Karel Korthals
  
  daher sehr gelegen, als er 1877 von Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels die 
  Gelegenheit bekam, in das prinzliche Schloss Braunfels an der Lahn umzuziehen,
  
  wo ihm eine umfangreiche Zwingeranlage zur Verfügung gestellt wurde. 
  Von seinem Vater bekam Korthals zu dieser Zeit eine Unterstützung von 
  1200 Gulden pro Jahr.  Ein wahrhaft königliches Salär, wenn man bedenkt, 
  dass ein Hofverwalter in dieser Zeit etwa 600 Gulden pro Jahr verdiente. 
  Wegen der ständigen Geldnot seines Sohnes zahlte der Vater schließlich 
  2589,80 Gulden pro Jahr, was ihn schließlich bewog, dem Sohn seine Unter- 
  stützung zu versagen.  Trotz dieser ständigen Auseinandersetzungen muss man
  
  jedoch aufgrund seiner Aufzeichnungen davon ausgehen, dass Korthals 
  seinen Vater sehr geachtet hat.  Korthals war ein Mann vom Lande, 
  ein Bürosessel war ihm ein Greuel.  Er war sein ganzes Leben lang nur 
  an der Jagd, an den Jagdhunden und an der Kynologie interessiert. 
  Man könnte meinen, es handele sich um einen einseitigen Menschen. 
  Aber diese Einseitigkeit ging einher mit einer derartigen Begabtheit, die ihn
  
  berühmt machen sollte.  Korthals war eine starke Persönlichkeit mit einem aus-
  
  geprägtem Willen, großes Durchsetzungsvermögen und die enorme Willenskraft 
  zeichneten ihn aus.  Tagsüber arbeitete er mit seinen Hunden im Feld, 
  die Abendstunden verbrachte er in seiner Schreibstube bei der Erstellung 
  seines 
  Stammbuches und seiner Korrespondenz.  Er war bereit, große Opfer zum 
  Erreichen seines Zieles, das er sich gesetzt hatte, zu bringen.  Die Probleme,
  
  denen er sich damals ausgesetzt sah, waren persönlicher, finanzieller und 
  kynologischer Art.  Bereits in seiner Kindheit hatte Korthals zu seinem Vater 
  ein 
  gestörtes Verhältnis, worüber er sich zeitlebens gegrämt hat.  Es hat ihn aber
  
  nicht davon abgehalten, sein Lebenswerk zu realisieren.  Er war offensichtlich
  
  genauso stur wie sein Vater, es ist nicht unwahrscheinlich, daß er ganz 
  ähnliche 
  Charakterzüge wie sein Vater aufwies.  Sie unterschieden sich jedoch in einer
  
  wichtigen Eigenschaft: Der Vater war in erster Linie Kaufmann, in zweiter 
  Linie 
  Züchter und in keiner Weise Jäger.  Sein Sohn war vor allem Jäger und Züchter
  
  aber kein Kaufmann.  Wenn man jedoch sieht, wie Korthals es immer wieder 
  schaffte, durch Vergabe stiller Teilhaberschaften und den Verkauf von Hunden,
  
  das nötige Kapital zu beschaffen, um seine finanziellen Probleme einigermaßen
  
  zu lösen, so muss er doch einiges vom Kaufmannstalent seines Vaters 
  geerbt haben.  Trotzdem verfügte er niemals über große Geldbeträge. 
  Korthals blieb auch bei Fehlschlägen bei seinen Zuchtbemühungen. 
  Es gab Zeiten, da starben plötzlich viele Welpen und erwachsene Hunde 
  an Krankheiten, die damals weder therapeutisch noch prophylaktisch 
  zu behandeln waren.  Im Anfang des Jahres 1882 nahm er von Freunden 
  aus Berlin einen Teckel als Geschenk mit.  Dieser Dackel befand sich jedoch
  
  in der Inkubationszeit und infizierte die Hunde seines Zwingers. 
  In der Folge starben 16 junge Hunde, wahrscheinlich an Staupe. 
  Darunter waren auch einige Pointer, die vier bis fünf Monate alt waren. 
  Dieses war ein Kapitalverlust von etwa 800 Goldmark.  An seinen Freund 
  Leembruggen schrieb er: „Das ist der Todesstoß für mein Portemonnaie. 
  Ich befinde mich an der Grenze zum Bankrott, aber ich bin nicht bereit, 
  meine Hunde zu verkaufen. Diese Rasse wird in einigen Jahren von 
  Jedermann begehrt sein.“  Er hatte auch Gegner in der offiziellen 
  deutschen kynologischen Welt.  Man wollte dort die Griffons nicht als 
  separate Rasse anerkennen, was auf Ausstellungen zu großen Problemen 
  führte.  Darüberhinaus löste der französische Name „Griffon“ im national 
  denkenden Deutschland große Resentiments aus.  Hatte doch in den Jahren 
  1870-1871 der deutsch-französische Krieg stattgefunden, der von den Staaten
  
  des Deutschen Reiches gewonnen wurde.  Hierdurch begann mehr und mehr 
  ein militaristisch-nationales Gefühl in Deutschland um sich zu greifen. 
  Der internationale Charakter des Griffon-Clubs stieß demgemäß auf starkes 
  Misstrauen.  Korthals musste sich Kraft seiner Person gegen derartige 
  Tendenzen ständig mit Wort und Schrift wehren.  Trotz seines eckigen und 
  geradlinigen Charakters galt er als beliebter Mensch.  Überall, wo er mit 
  anderen Menschen mehr als oberflächlich in Berührung kam, entstanden 
  Freundschaften, viele davon wurden Freundschaften fürs Leben. 
  Er war ein fröhlicher und aufgeweckter Mensch.  Er war der geborene 
  Erzähler, sowohl von spannenden Geschichten, als auch von lustigen 
  Anekdoten.  Besonders seine Jagdgeschichten konnten die Zuhörer fesseln. 
  Nur über seine eigene Lebensgeschichte redete er nie.  In Diskussionen 
  war er durchaus ein unbequemer Gesprächspartner, blieb aber immer fair 
  und sagte ohne Umwege präzise seine Meinung.  Dabei nahm er weder auf 
  Freund noch Feind Rücksicht.  Sein Haus in Biebesheim war Treffpunkt 
  vieler Freunde, vor allem Jagdhundeliebhaber und Griffoniers waren 
  bei ihm zu Gast.  Sein Zwinger „Ipenwoud“ war international bekannt und 
  berühmt.  Er lebte mit seiner Haushälterin, die er „Fräulein“ nannte und die
  
  für alle Gäste bereitwillig sorgte.  In seinem letzten Lebensjahr, schon von
  
  der Krankheit gezeichnet, heiratete er sie.  Korthals hinterließ ihr ein 
  nicht unerhebliches Vermögen; denn ein Jahr vor seinem eigenen Tode 
  starb sein Vater und hinterließ ihm ein riesiges Vermögen. 
  Korthals war international orientiert.  Er beherrschte die deutsche Sprache
  
  genauso sicher wie die französische und die englische Sprache 
  und konnte daher in diesen Sprachen wie in seiner Muttersprache publizieren.
  
  Das Buch von Laverack über seine Setter hat er ohne Zweifel gekannt, 
  ebenso waren ihm die englischen Methoden der Abrichtung bekannt. 
  Als Kynologe war Korthals ein Naturtalent.  Alles was mit der Zucht von 
  Hunden zu tun hatte, musste er sich selber ausdenken und in Erfahrung 
  bringen. In jenen Jahren gab es keine schriftlich fixierte Kynologie 
  und kein organisiertes Jagdhundewesen.  Von den Mendel`schen Gesetzen 
  hatte er noch nie gehört.  Diese wurden erst etwa um die Jahrhundertwende 
  bei den Züchtern zum Allgemeingut.  Auf dem europäischen Festland gab es 
  zu jener Zeit kaum Ansätze systematisch zu züchten.  Im Gegensatz dazu, 
  gab es in England bereits einige Jagdhundefreunde, die sich wie Korthals 
  einer zielgerichteten Zuchtmethode verschrieben hatten. 
  Diese Leute besuchten auch Ausstellungen, die etwa seit 1870 überall in 
  Europa organisiert wurden.  Sie kamen dort hin, um ihre eigenen Zucht- 
  produkte beurteilen zu lassen und um ihre Kenntnisse zu vervollständigen. 
  So lernte Korthals, der diese Ausstellungen selber beschickte, 
  viele andere Hundeliebhaber und Kynologen der ersten Stunde kennen. 
  Er traf Bontant, Boulet und Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels.  Mit letzterem
  
  sollte er für den Rest seines Lebens befreundet bleiben und ohne 
  dessen nicht nachlassende Unterstützung wäre es ihm nicht möglich 
  gewesen, seine Ziele zu erreichen.  Korthals machte in Braunfels und in 
  Biebesheim umfangreiche Erfahrungen durch den Kontakt mit Prinz Albrecht. 
  In Braunfels kam er im Alter von 29 Jahren in Berührung mit vielen Jagd- 
  hundeliebhabern und Jägern.  Er züchtete in dieser Zeit Pointer und Setter 
  für den Prinzen, Griffons für sein Lebenswerk und schließlich nur zum Spaß 
  Hunde, die in Deutschland „Seidenspitze“ genannt wurden.  Er wusste, 
  was er dem Prinzen zu verdanken hatte.  Daher widmete er sein erstes 
  Stammbuch dem Prinzen zu Solms.  Korthals war nicht nur ein erfolg- 
  reicher Züchter, sondern auch ein glänzender Organisateur. 
  Dieses bewies er durch die Gründung von Jagdvereinigungen in Holland 
  und in Deutschland.  Er wusste ganz genau, wie wichtig es war, die 
  Liebhaber dieser Rasse in einer Vereinigung zusammenzubringen, 
  wollte man eine Jagdhundrasse erhalten und nach außen hin bekannt 
  werden lassen.  Am 29. Juli 1888 wurde in Mainz durch ihn und einige 
  Mitstreiter der Griffon-Club gegründet.  Dieses wurde urkundlich 
  veröffentlicht.  Die Urkunde wurde unterschrieben von Korthals, Völsing 
  und Winkler. 
  Dieser Club 
  hatte eine Reihe von Besonderheiten, die in diesen Tagen 
  neu waren.  Es war der erste Club, der sich speziell nur um eine 
  Hunderasse kümmerte.  Es war kein deutscher, sondern ein internationaler 
  europäischer Club.  Diese wichtige Neuheit brachte es mit sich, 
  dass der Griffon-Club ein eigenes Griffon-Stammbuch entwarf, das GSB. 
  Dieses war bereits eine Idee von Korthals.  In dieses Stammbuch 
  wurden nur reinblütige Griffons aufgenommen.  Damit war die Ab- 
  stammung aller Vollblut-Griffons festgehalten und nachvollziehbar. 
  Für die Aufrechterhaltung der Rasse war dies für den kritischen Züchter 
  ein wichtiges Instrument zur Planung bestimmter Eigenschaften. 
  Vollblut-Griffons waren Hunde, die nachweislich von den sieben Stamm- 
  hunden, mit denen Korthals begonnen hatte, abstammten. 
  Dieses Hundestammbuch fungierte damit zum Cluborgan des 
  Europäischen Clubs. 
  Korthals 
  starb am 4. Juli 1896 in Biebesheim, 44 Jahre alt, an Kehlkopfkrebs. 
  Nach seinem Tod erschienen von allen Seiten Nachrufe, die Beweise sind, 
  für den außerordentlichen Ruf, den sich Korthals in der internationalen 
  kynologischen Welt erworben hatte. 
   
  
  Rassestandard
  
    
      
        | Kopf:
        
           | groß und lang, rauh-, 
        aber nicht langbehaart, mit deutlich ausgesprochenem Schnurrbart und Augenbrauen. Schädel
 nicht sehr breit, Fang lang und viereckig. Nasenrücken vorn
 leicht konvex gebogen, Stirnabsatz nicht zu steil abfallend
 | 
      
        | Behang: | mittelgroß, flach 
        anliegend, sich unten zuspitzend, nicht abgerundet, nicht zu tief angesetzt, das glatte Haar auf diesen
 ist mit längerem mehr oder weniger durchsetzt
 | 
      
        | Augen: | groß, nicht durch die 
        Augenbrauen verdeckt, von sehr klugem Ausdruck, möglichst braun von Farbe
 | 
      
        | Nase: | immer braun | 
      
        | Hals: | ziemlich lang, ohne 
        Kehlwamme | 
      
        | Brust: | tief, flach, gewölbt, 
        Kraft und Ausdauer verratend | 
      
        | Größe: | ungefähr 55-60 cm bei 
        Rüden, 50-55 cm bei Hündinnen. Diese Größenangabe soll für die Richter keine Vorschrift,
 sondern ein Hinweis sein, der je nach den Verhältnissen
 entsprechend leicht über- oder unterschritten werden kann.
 Im allgemeinen soll der Griffon von mittlerer Größe und nicht
 zu hoch auf den Läufen sein (10% länger als hoch).
 | 
      
        | Schultern: | ziemlich lang, gut 
        schräg liegend. Rippen: leicht gewölbt
 | 
      
        | Vorderläufe: | gerade, kräftig, gut 
        unterstellt, rauh behaart. | 
      
        | Rücken: | kräftig, namentlich 
        die Nierenpartie gut entwickelt, gerade, fest in der Bewegung.
 | 
      
        | Hinterläufe: | rauh behaart, die 
        Schenkel lang und gut entwickelt, das Sprungelement gut gewinkelt.
 | 
      
        | Pfoten: | rund, kräftig, Zehen 
        gut geschlossen. | 
      
        | Rute: | geradeaus oder leicht 
        schräg aufwärts getragen, rauh behaart, jedoch ohne Fahne (1/3 bis nicht ganz 1/2 der Rute werden
 coupiert).
 | 
      
        | Farbe: | am liebsten blaugrau, 
        grau mit braunen Platten oder einfarbig braun, öfters mit grauen Haaren gestichelt, ebenfalls zulässig
 weiß mit braun.
 | 
      
        | Behaarung: | rauh und harsch, sich 
        wie feiner Draht oder Sauborsten anfühlend, niemals kraus oder wollig. Unter dem rauhen,
 längerem Deckhaar befindet sich dichtes, weicheres
 Unterhaar.
 |