Korthals Griffon

Inhalt:

    - Der Begriff "Griffon"

    - Der Griffon als Rassebezeichnung

    - Vorgeschichte bis zur Zucht

    - Die Person Korthals

    - Rassestandard

 

FCI Gruppierung:

Gruppe: 7 / Vorstehhunde; Sektion: 1 / Kontinentale Vorstehhunde, 1.3 Typ "Griffon";

Nr.107 Griffon 'd arrêt à poil dur Korthals; Französischer Rauhaariger Korthals Vorstehhund

 

Die nachstehend aufgeführten Informationen wurden mir freundlicher Weise

von Hr. Dr. met. vet. U. Loss zur Veröffentlichung bereitgestellt und dürfen nur

mit seiner Genehmigung weitergegeben bzw. verwendet werden.

 

Der Begriff "Griffon"

Das Wort Griffon weist zum einen auf das äußere Erscheinungsbild
des Griffon - Vorstehhundes hin, andererseits deutet es auch auf
bestimmte Eigenschaften hin.  Das spanische Wort „grifo" könnte
als Ursprung des Begriffes anzusehen sein, da dieses Wort
für jemanden gebraucht wird, der zerzaustes oder verwirrtes
Haupthaar hat.  Aus dem Althochdeutschen kommt das Wort „grifan",
es bedeutet „greifen".  In der französischen Sprache  findet man
die Begriffe „griffe" =  Kralle, „griffoner" = kritzeln und ein „griffen"
ist ein ungepflegt aussehender Lümmel.  Ein „mit Krallen bewehrter
Greif als Wappentier" wird in der Heraldik „Griffon" genannt.
Schließlich bezeichnet Rabelais (1652) die Bergbewohner von
Savoyen, dem Piemont und den Alpen als „Griffons" um sie als
primitive, ungepflegte Gesellen zu kennzeichnen.
Ein Fabeltier mit Flügeln, Krallen und einem Löwenkopf wird als
„Griffon" bezeichnet.

Dementsprechend werden im englischen Sprachgebrauch
bestimmte Kampfflugzeuge „Griffon" genannt. Besonders
geländegängige, robuste Off-Road-Automobile tragen ebenfalls
diesen Namen und häufig bezeichnen sich Trapper oder Menschen,
die sich für besonders naturverbunden und ursprünglich halten
als „Griffons".

 

 

Der Griffon als Rassebezeichnung

Es existieren sowohl in Deutschland als auch im
europäischen Ausland die unterschiedlichsten als
Griffons bezeichneten Rassen.  Dieses führt häufig zu
Missdeutungen, da es weitere Griffons gibt, die mit unserem
Vorstehhund lediglich den Namen gemeinsam haben.
So gibt es in Frankreich die unterschiedlichsten oft nur
regional bekannten Hunderassen.  Sie haben ihren Ursprung
in der ehemals feudalen Gesellschaft.  Die einzelnen Adels-
häuser hielten sich damals große eigene Hundemeuten;
denn die Jagd war ausschließlich ihr Vorrecht.
Auf diese Weise entwickelten sich verschiedene Hunderassen
in großer Vielfalt.  Es gibt neben den langhaarigen „Epagneuls"
und den kurzhaarigen „Braques" die rauhhaarigen „Griffons".
Auf die Benennung der Haarvariante folgt bei der Namens-
gebung in Frankreich, jeweils der Name der Region bzw.
der Provinz, in der sich die Rasse ursprünglich entwickelte.
Falls in der Bezeichnung eine Größenangabe erfolgt,
so wird diese der Herkunftsbezeichnung vorangestellt.
So gibt es in Frankreich neben dem „Korthals-Griffon"
heute noch folgende Griffon - Rassen:

        - Griffon Vendeen (weiß-braun gefleckt)
        - Griffon Fauve de Bretagne (harsches fahlrotes Haar)
        - Griffon Nivernais ( graubraun)
        - Griffon Bleu de Gascogne (grau-blau gefleckt)

Lediglich bei den „Griffon Vendeen" gibt es auch heute noch
alle vier Größenschläge.  Zwei große Niederlaufhunde werden als
„Petit Basset" bzw. als „Grand Basset" bezeichnet.
Zwei normalgroße Schläge werden als „Briquet Griffon",
der in der Größe etwa dem "Kleinen Münsterländer" entspricht,
oder als „Grand Griffon", der etwas höher als die meisten
Vorstehrassen ist, bezeichnet.  Den „Griffon Bleu de Gascogne"
und den „Griffon Nivernais" gibt es nur noch in der Standard-
größe von etwa 60 cm Stockmaß.  Vom bretonischen Griffon
gibt es nur noch den kleinen Basset-Schlag.
Französische Griffons (außer dem  Korthals-Griffon)
wurden seit Jahrhunderten in kleinen oder größeren Verbänden
gehalten.  Streitsüchtige oder aggressive Hunde konnte man
dort nicht gebrauchen.  Als Meutehunde waren die Hunde gezüchtet,
weitläufig und selbstständig zu jagen.  Sie weisen eine
ausgezeichnete Nase und angeborenen Spurlaut auf.
Sie entsprechen in ihrem Verwendungszweck eher den
deutschen Stöberhunden, wie z.B. dem "Deutschen Wachtel".
Da diese Hunde als Spezialisten gezüchtet sind, kann man
von ihnen nicht erwarten, andere Aufgaben zu erfüllen als die,
auf die sie im Laufe der Jahrhunderte selektiert wurden.
Das Apportieren liegt ihnen von Natur aus nicht besonders.
Im Gegensatz zum „Korthals-Griffon" sollten und können sie
daher nicht als Vollgebrauchsjagdhund angesehen werden.
Selbst zwei Pinscherrassen verwenden die Rassenbezeichnung
Griffon, es handelt sich um den „Griffon belge" und den
„Griffon Bruxellois".  Französische Vorstehhunde
mit der Bezeichnung „Griffon" werden in „Griffon a`poil dur"
und in „Griffon a`poil laineux" unterteilt.  Bei all diesen Rassen
steht die Bezeichnung Griffon für deren äußeres Erscheinungsbild,
es handelt sich generell um Rassen mit hartem, harschen Haar,
meist mit buschigen, struppigen Augenbrauen und
einem ausgeprägten Bart.
 

Vorgeschichte bis zur Zucht

Rauhhaarige und stockhaarige Hunde mit stark ausgeprägten Bärten gab es
schon seit einigen hundert Jahren.  Überall in Europa wurden sie gezüchtet,
vornehmlich als Jagdhunde für verschiedene Jagdarten und verschiedene
geografische Gegebenheiten.  Manche wurden für die Hochwildjagd
gebraucht, manche für die Jagd auf Hühner oder auf Fasanen, andere wieder
für die Entenjagd und für die Jagd auf Hase und Kaninchen.  Es wurden
verschiedenste Anforderungen an diese Hunde gestellt, abhängig, ob sie im
Gebirge, im Feld, im Wald, im Moorgebiet oder bei Wasserjagden eingesetzt
wurden.  So entstanden überall in Europa im Laufe der Zeit verschiedene
Sorten rauhaariger Jagdhunde, mit verschiedenen Eigenschaften,
verschiedenen Körpermerkmalen und Behaarungen.  Sie waren bekannt
unter verschiedenen Namen wie „Hessischer Raubart“, „Polnischer
Wasserhund“, „Ungarischer Wasserhund“, „Russische Pointer“, „Barbets“,
„Spinone“ und „Griffons“.  Der älteste bekannte Vertreter dieser Hunde ist
offensichtlich der heute als „Böhmisch Rauhbart“ bezeichnete griffonartige
Hund, der vor allem in Tschechien, der Slowakei, aber auch in den
Vereinigten Staaten gezüchtet wird.  Im Archiv der Burg Karlstein exsistiert
ein Brief des Lehrers Wilhelm Zajics, der im 13. Jahrhundert am damaligen
Hofe zu Prag den heranwachsenden, späteren deutschen Kaiser Karl IV
(1316-1378) unterichtete.  Der Brief lautet: „Im Jahre 1348 schenkte der
Imperator Karl IV dem Markgrafen Ludwig von Brandenburg eine Anzahl
Jagdhunde, die man am Hofe Karls als „Canis bohemicus“ bezeichnete.“
Dieser in Tschechien als „Cesky Fousek“ bezeichnete Jagdhund ist offenbar
ein, wenn nicht der Ausgangspunkt der rauhhaarigen Jagdhunde.
Der Name Griffon für diese besonderen Rauhbärte ist im übrigen seit alters
her bekannt.  Aus alten Schriften geht hervor, dass dieser Name mindestens
seit vierhundert Jahren in Frankreich gebräuchlich war.  Im vorigen
Jahrhundert war der Name „Griffon“ nicht allein in Frankreich, sondern auch
in Belgien, Elsass-Lothringen, Hessen und im Rheinland üblich.
In Norddeutschland und den Niederlanden war dieser Name eher nicht
gebräuchlich. Hier wurde für barbet- und griffonähnliche Jagdhunde
der Ausdruck „Rauhbärte“ oder „Langbärte“ verwendet.  Alle diese Namen
wurden nicht für eine bestimmte Rasse verwendet, sondern beschrieben
praktisch nur die Äußerlichkeiten von für die Jagd gebräuchlichen Hunden,
die zufällig regional entstanden waren.  In früheren Zeiten züchtete man nicht
aufgrund bestimmter Rassemerkmale.  Man züchtete ausschließlich für die
Brauchbarkeit, indem man Hunde aus der Umgebung nahm, die sich eben
bei der Jagd besonders bewährt hatten.  Um das Äußerliche und um andere
Eigenschaften kümmerte man sich wenig.  Es war nicht bekannt, systematisch
und durchdacht zu züchten, um auch in der Nachkommenschaft entsprechende
beschriebene Charaktereigenschaften und Äußerlichkeiten zu bekommen.
Im vorigen Jahrhundert änderte sich diese Betrachtungsweise langsam.
Erst in England und danach in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
auch auf dem Kontinent begann man bestimmte Typen zu beschreiben und
versuchte sie als Rasse zu etablieren.  In England war das berühmteste Vorbild
Edward Laverack (1798-1877) mit seinen englischen Settern.  Er widmete
sein gesamtes Leben der Jagd und dem Züchten von konsistent vererbenden
Settern.  Es gelang ihm, über fünf Generationen äußerlich fast gleiche Hunde
mit gleichen Charaktermerkmalen aus einem Ursprungselternpaar zu züchten.
Er beschrieb seine Erfahrungen in dem berühmten Buch „Der Setter“,
das im Jahre 1872 erschien.  Er publizierte auch die Stammbäume seiner Hunde
in diesem Buch.  In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts waren
auch auf dem Kontinent Jagdhundliebhaber soweit, konsequent auf konsistent
vererbende Jagdhundrassen zu züchten.  Die bekanntesten waren
Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels, Kleemann, Hegewald, Bontant, Boulet und
Korthals - Alles Namen, die auch heute noch jedem kynologisch interessiertem
Jäger bekannt sind.  Es waren Jäger und Jagdhundeliebhaber für die das
Züchten von Jagdhunden eine Passion war und deren Ideen auch heute noch
unsere Zuchten beeinflussen.  Es waren alles Menschen mit viel Geld und
vielen Jagdmöglichkeiten.  In dieser Zeit gab es keine Hundevereine, keine
Rassestandards, keine Prüfungen, keine Ausstellungen und auch
keine Literatur.  All diese Dinge entwickelten sich in der Zeit etwa von
1870 bis 1900.  Korthals sagte über diese Periode: „Wir lernten das Züchten
ausschließlich durch das Züchten“.  Diese Leute waren die Wegbereiter
der modernen Kynologie.  Es muss festgestellt werden, dass die Kynologie
modernster Prägung in der Welt der Jagdhunde geboren wurde.
Im Jahre 1870, damals erst 19 Jahre alt, begann Korthals mit der Auslese
des rauhhaarigen Griffons.  Er setzte sich zum Ziel, die körperlichen und
wesensmäßigen Eigenschaften einiger seiner Hunde zu festigen.
Bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1896 im Alter von nur 44 Jahren
verfolgte er diese Zuchtziele mit großer Zähigkeit und Können.
Der „Griffon“ genannte Vorstehhund müsste eigentlich präziser als
„Korthals-Griffon“ bezeichnet werden.  Er wurde durch den Holländer
Korthals in zwölfjähriger, intensiver Zucht aus acht sogenannten Patriarchen
durch strenge Selektion herausgezüchtet und wird seit 1888, dem Jahr
der Gründung des Griffon-Clubs in Reinzucht weitergezüchtet.  Da Korthals
in den Poldern von Amsterdam geboren wurde und dort auch zu jagen begann,
war es für ihn zeitlebens von großer Bedeutung, Hunde mit großer Wasser-
passion zu führen und zu züchten.  Wegen ihrer Intelligenz, Robustheit und
ihrer Unempfindlichkeit gegenüber Temperaturunterschieden konnten
die von Korthals gezüchteten Griffons zu idealen Gehilfen des Jägers werden.
Sie waren widerstandfähig, hart und entwickelten sich zu dem Vorstehhund
der Jagdpraxis in jedem Gelände und bei allen klimatischen Bedingungen.

 

Die Person Korthals

Eduard Karel Korthals wurde am 16 November 1851 in Amsterdam geboren.
Seine Familie zog bald in das Landgut „‘t Klooster“ bei Schooten in der Nähe
von Haarlem um.  Hier verlebte Korthals seine Kindheit.  Als junger Mann
streifte er so oft es ging durch Felder und Dünen mit einem Gewehr und
einen Jagdhund an der Leine.  Hier wurde er für den Rest seines Lebens geprägt.
Er interessierte sich nur für die Jagd, Jagdhunde und die Kynologie.
Der Beruf seines Vaters interessierte ihn nicht.  Sein Vater hatte durch harte Arbeit
im internationalen Handel und als Makler ein großes Vermögen erworben.
Man nannte ihn den „Ölkönig von Amsterdam“.  Das völlige Desinteresse
des jungen Korthals an den Kaufmannsaktivitäten betrübte seinen Vater sehr.
Korthals-Senior übte ebenfalls ein Hobby aus.  Er züchtete Kühe und schuf hier
konsistent vererbende Rassen.  Eine der von Korthals-Senior gezüchteten Rassen
ist z. B. die Rasse der Lakenfelders.  Im Unterschied zu seinem Sohn achtete
Vater Korthals streng auf ökonomische Gesichtpunkte bei seinen Zuchtbemühungen.
So konnte er auch durch diese Aktivität relativ viel Geld verdienen, während das
Hobby seines Sohnes, Jagdhunde zu züchten, immense Mittel verschlang.
So entstand zwischen Vater und Sohn ein immer gespannteres Verhältnis.
Vater Korthals nahm es seinem Sohn sehr übel, dass er nicht bereit war,
in seinem Familienbetrieb zu arbeiten.  Er machte seinem Sohn zum Vorwurf,
dass er jahrelang von ihm erwartete, ihn mit finanziellen Mitteln zu unterstützen,
ohne sich selbst um seinen Lebensunterhalt zu kümmern.  Er lehnte es auch ab,
dass sein Sohn sich stets in Kreisen wohlhabender Leute aufhielt.
Aber zu jener Zeit war es nur adeligen Familien und Großgrundbesitzern möglich,
die finanziellen Voraussetzungen für die Jagd und für die Zucht von Jagdhunden
aufzubringen.  Sie verfügten nicht nur über ausreichende Jagdmöglichkeiten,
sie hatten auch genug Muße um sich für derartig brotlose Künste wie die Hunde-
zucht zu interessieren.  Normalbürgern fehlten in der Regel die Geldmittel,
um ihre kynologischen Vorstellungen zu verwirklichen.  Es kam Karel Korthals
daher sehr gelegen, als er 1877 von Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels die
Gelegenheit bekam, in das prinzliche Schloss Braunfels an der Lahn umzuziehen,
wo ihm eine umfangreiche Zwingeranlage zur Verfügung gestellt wurde.
Von seinem Vater bekam Korthals zu dieser Zeit eine Unterstützung von
1200 Gulden pro Jahr.  Ein wahrhaft königliches Salär, wenn man bedenkt,
dass ein Hofverwalter in dieser Zeit etwa 600 Gulden pro Jahr verdiente.
Wegen der ständigen Geldnot seines Sohnes zahlte der Vater schließlich
2589,80 Gulden pro Jahr, was ihn schließlich bewog, dem Sohn seine Unter-
stützung zu versagen.  Trotz dieser ständigen Auseinandersetzungen muss man
jedoch aufgrund seiner Aufzeichnungen davon ausgehen, dass Korthals
seinen Vater sehr geachtet hat.  Korthals war ein Mann vom Lande,
ein Bürosessel war ihm ein Greuel.  Er war sein ganzes Leben lang nur
an der Jagd, an den Jagdhunden und an der Kynologie interessiert.
Man könnte meinen, es handele sich um einen einseitigen Menschen.
Aber diese Einseitigkeit ging einher mit einer derartigen Begabtheit, die ihn
berühmt machen sollte.  Korthals war eine starke Persönlichkeit mit einem aus-
geprägtem Willen, großes Durchsetzungsvermögen und die enorme Willenskraft
zeichneten ihn aus.  Tagsüber arbeitete er mit seinen Hunden im Feld,
die Abendstunden verbrachte er in seiner Schreibstube bei der Erstellung seines
Stammbuches und seiner Korrespondenz.  Er war bereit, große Opfer zum
Erreichen seines Zieles, das er sich gesetzt hatte, zu bringen.  Die Probleme,
denen er sich damals ausgesetzt sah, waren persönlicher, finanzieller und
kynologischer Art.  Bereits in seiner Kindheit hatte Korthals zu seinem Vater ein
gestörtes Verhältnis, worüber er sich zeitlebens gegrämt hat.  Es hat ihn aber
nicht davon abgehalten, sein Lebenswerk zu realisieren.  Er war offensichtlich
genauso stur wie sein Vater, es ist nicht unwahrscheinlich, daß er ganz ähnliche
Charakterzüge wie sein Vater aufwies.  Sie unterschieden sich jedoch in einer
wichtigen Eigenschaft: Der Vater war in erster Linie Kaufmann, in zweiter Linie
Züchter und in keiner Weise Jäger.  Sein Sohn war vor allem Jäger und Züchter
aber kein Kaufmann.  Wenn man jedoch sieht, wie Korthals es immer wieder
schaffte, durch Vergabe stiller Teilhaberschaften und den Verkauf von Hunden,
das nötige Kapital zu beschaffen, um seine finanziellen Probleme einigermaßen
zu lösen, so muss er doch einiges vom Kaufmannstalent seines Vaters
geerbt haben.  Trotzdem verfügte er niemals über große Geldbeträge.
Korthals blieb auch bei Fehlschlägen bei seinen Zuchtbemühungen.
Es gab Zeiten, da starben plötzlich viele Welpen und erwachsene Hunde
an Krankheiten, die damals weder therapeutisch noch prophylaktisch
zu behandeln waren.  Im Anfang des Jahres 1882 nahm er von Freunden
aus Berlin einen Teckel als Geschenk mit.  Dieser Dackel befand sich jedoch
in der Inkubationszeit und infizierte die Hunde seines Zwingers.
In der Folge starben 16 junge Hunde, wahrscheinlich an Staupe.
Darunter waren auch einige Pointer, die vier bis fünf Monate alt waren.
Dieses war ein Kapitalverlust von etwa 800 Goldmark.  An seinen Freund
Leembruggen schrieb er: „Das ist der Todesstoß für mein Portemonnaie.
Ich befinde mich an der Grenze zum Bankrott, aber ich bin nicht bereit,
meine Hunde zu verkaufen. Diese Rasse wird in einigen Jahren von
Jedermann begehrt sein.“  Er hatte auch Gegner in der offiziellen
deutschen kynologischen Welt.  Man wollte dort die Griffons nicht als
separate Rasse anerkennen, was auf Ausstellungen zu großen Problemen
führte.  Darüberhinaus löste der französische Name „Griffon“ im national
denkenden Deutschland große Resentiments aus.  Hatte doch in den Jahren
1870-1871 der deutsch-französische Krieg stattgefunden, der von den Staaten
des Deutschen Reiches gewonnen wurde.  Hierdurch begann mehr und mehr
ein militaristisch-nationales Gefühl in Deutschland um sich zu greifen.
Der internationale Charakter des Griffon-Clubs stieß demgemäß auf starkes
Misstrauen.  Korthals musste sich Kraft seiner Person gegen derartige
Tendenzen ständig mit Wort und Schrift wehren.  Trotz seines eckigen und
geradlinigen Charakters galt er als beliebter Mensch.  Überall, wo er mit
anderen Menschen mehr als oberflächlich in Berührung kam, entstanden
Freundschaften, viele davon wurden Freundschaften fürs Leben.
Er war ein fröhlicher und aufgeweckter Mensch.  Er war der geborene
Erzähler, sowohl von spannenden Geschichten, als auch von lustigen
Anekdoten.  Besonders seine Jagdgeschichten konnten die Zuhörer fesseln.
Nur über seine eigene Lebensgeschichte redete er nie.  In Diskussionen
war er durchaus ein unbequemer Gesprächspartner, blieb aber immer fair
und sagte ohne Umwege präzise seine Meinung.  Dabei nahm er weder auf
Freund noch Feind Rücksicht.  Sein Haus in Biebesheim war Treffpunkt
vieler Freunde, vor allem Jagdhundeliebhaber und Griffoniers waren
bei ihm zu Gast.  Sein Zwinger „Ipenwoud“ war international bekannt und
berühmt.  Er lebte mit seiner Haushälterin, die er „Fräulein“ nannte und die
für alle Gäste bereitwillig sorgte.  In seinem letzten Lebensjahr, schon von
der Krankheit gezeichnet, heiratete er sie.  Korthals hinterließ ihr ein
nicht unerhebliches Vermögen; denn ein Jahr vor seinem eigenen Tode
starb sein Vater und hinterließ ihm ein riesiges Vermögen.
Korthals war international orientiert.  Er beherrschte die deutsche Sprache
genauso sicher wie die französische und die englische Sprache
und konnte daher in diesen Sprachen wie in seiner Muttersprache publizieren.
Das Buch von Laverack über seine Setter hat er ohne Zweifel gekannt,
ebenso waren ihm die englischen Methoden der Abrichtung bekannt.
Als Kynologe war Korthals ein Naturtalent.  Alles was mit der Zucht von
Hunden zu tun hatte, musste er sich selber ausdenken und in Erfahrung
bringen. In jenen Jahren gab es keine schriftlich fixierte Kynologie
und kein organisiertes Jagdhundewesen.  Von den Mendel`schen Gesetzen
hatte er noch nie gehört.  Diese wurden erst etwa um die Jahrhundertwende
bei den Züchtern zum Allgemeingut.  Auf dem europäischen Festland gab es
zu jener Zeit kaum Ansätze systematisch zu züchten.  Im Gegensatz dazu,
gab es in England bereits einige Jagdhundefreunde, die sich wie Korthals
einer zielgerichteten Zuchtmethode verschrieben hatten.
Diese Leute besuchten auch Ausstellungen, die etwa seit 1870 überall in
Europa organisiert wurden.  Sie kamen dort hin, um ihre eigenen Zucht-
produkte beurteilen zu lassen und um ihre Kenntnisse zu vervollständigen.
So lernte Korthals, der diese Ausstellungen selber beschickte,
viele andere Hundeliebhaber und Kynologen der ersten Stunde kennen.
Er traf Bontant, Boulet und Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels.  Mit letzterem
sollte er für den Rest seines Lebens befreundet bleiben und ohne
dessen nicht nachlassende Unterstützung wäre es ihm nicht möglich
gewesen, seine Ziele zu erreichen.  Korthals machte in Braunfels und in
Biebesheim umfangreiche Erfahrungen durch den Kontakt mit Prinz Albrecht.
In Braunfels kam er im Alter von 29 Jahren in Berührung mit vielen Jagd-
hundeliebhabern und Jägern.  Er züchtete in dieser Zeit Pointer und Setter
für den Prinzen, Griffons für sein Lebenswerk und schließlich nur zum Spaß
Hunde, die in Deutschland „Seidenspitze“ genannt wurden.  Er wusste,
was er dem Prinzen zu verdanken hatte.  Daher widmete er sein erstes
Stammbuch dem Prinzen zu Solms.  Korthals war nicht nur ein erfolg-
reicher Züchter, sondern auch ein glänzender Organisateur.
Dieses bewies er durch die Gründung von Jagdvereinigungen in Holland
und in Deutschland.  Er wusste ganz genau, wie wichtig es war, die
Liebhaber dieser Rasse in einer Vereinigung zusammenzubringen,
wollte man eine Jagdhundrasse erhalten und nach außen hin bekannt
werden lassen.  Am 29. Juli 1888 wurde in Mainz durch ihn und einige
Mitstreiter der Griffon-Club gegründet.  Dieses wurde urkundlich
veröffentlicht.  Die Urkunde wurde unterschrieben von Korthals, Völsing
und Winkler.

Dieser Club hatte eine Reihe von Besonderheiten, die in diesen Tagen
neu waren.  Es war der erste Club, der sich speziell nur um eine
Hunderasse kümmerte.  Es war kein deutscher, sondern ein internationaler
europäischer Club.  Diese wichtige Neuheit brachte es mit sich,
dass der Griffon-Club ein eigenes Griffon-Stammbuch entwarf, das GSB.
Dieses war bereits eine Idee von Korthals.  In dieses Stammbuch
wurden nur reinblütige Griffons aufgenommen.  Damit war die Ab-
stammung aller Vollblut-Griffons festgehalten und nachvollziehbar.
Für die Aufrechterhaltung der Rasse war dies für den kritischen Züchter
ein wichtiges Instrument zur Planung bestimmter Eigenschaften.
Vollblut-Griffons waren Hunde, die nachweislich von den sieben Stamm-
hunden, mit denen Korthals begonnen hatte, abstammten.
Dieses Hundestammbuch fungierte damit zum Cluborgan des
Europäischen Clubs.

Korthals starb am 4. Juli 1896 in Biebesheim, 44 Jahre alt, an Kehlkopfkrebs.
Nach seinem Tod erschienen von allen Seiten Nachrufe, die Beweise sind,
für den außerordentlichen Ruf, den sich Korthals in der internationalen
kynologischen Welt erworben hatte.

 

Rassestandard

Kopf:

 

groß und lang, rauh-, aber nicht langbehaart, mit deutlich
ausgesprochenem Schnurrbart und Augenbrauen. Schädel
nicht sehr breit, Fang lang und viereckig. Nasenrücken vorn
leicht konvex gebogen, Stirnabsatz nicht zu steil abfallend

Behang:

mittelgroß, flach anliegend, sich unten zuspitzend, nicht
abgerundet, nicht zu tief angesetzt, das glatte Haar auf diesen
ist mit längerem mehr oder weniger durchsetzt

Augen:

groß, nicht durch die Augenbrauen verdeckt, von sehr klugem
Ausdruck, möglichst braun von Farbe

Nase:

immer braun

Hals: ziemlich lang, ohne Kehlwamme
Brust: tief, flach, gewölbt, Kraft und Ausdauer verratend
Größe: ungefähr 55-60 cm bei Rüden, 50-55 cm bei Hündinnen.
Diese Größenangabe soll für die Richter keine Vorschrift,
sondern ein Hinweis sein, der je nach den Verhältnissen
entsprechend leicht über- oder unterschritten werden kann.
Im allgemeinen soll der Griffon von mittlerer Größe und nicht
zu hoch auf den Läufen sein (10% länger als hoch).
Schultern: ziemlich lang, gut schräg liegend.
Rippen: leicht gewölbt
Vorderläufe: gerade, kräftig, gut unterstellt, rauh behaart.
Rücken: kräftig, namentlich die Nierenpartie gut entwickelt, gerade,
fest in der Bewegung.
Hinterläufe: rauh behaart, die Schenkel lang und gut entwickelt, das
Sprungelement gut gewinkelt.
Pfoten: rund, kräftig, Zehen gut geschlossen.
Rute: geradeaus oder leicht schräg aufwärts getragen, rauh behaart,
jedoch ohne Fahne (1/3 bis nicht ganz 1/2 der Rute werden
coupiert).
Farbe: am liebsten blaugrau, grau mit braunen Platten oder einfarbig
braun, öfters mit grauen Haaren gestichelt, ebenfalls zulässig
weiß mit braun.
Behaarung: rauh und harsch, sich wie feiner Draht oder Sauborsten
anfühlend, niemals kraus oder wollig. Unter dem rauhen,
längerem Deckhaar befindet sich dichtes, weicheres
Unterhaar.